Kritische Sicht zur weit verbreiteten Terrarienhaltung der Leopardgeckos (Eublepharis macularius)

Klima

Der 1. große Fehler zur Haltung im Terrarium beginnt mit den Klimadaten, die wir bereitstellen wollen.

 

Was finden wir in aller Literatur?  

  • Ausschließlich das Mesoklima von einer Wetterstation möglichst nahe dem Verbreitungsgebiet der Art
  • Die Frage ist, sollten wir das 1 : 1 ins Terrarium übertragen? 

Was ist das Klima in der Terraristik?

  • Die Antwort ist nur zum Teil das Mesoklima mit der Temperatur im Verlauf eines Jahres, wobei das sehr wichtig ist.
  • Die Antwort ist nur zum Teil das Mesoklima mit dem Niederschlag im Verlauf eines Jahres, was auch unbedingt beachtet werden muss.
  • Die Antwort ist auch das Mikroklima mit dem Kleinklima in einem kleinen, klar umrissenen Bereich

Was müssen wir daraus für Lehren ziehen?

  • Wir gestalten Lebensraumausschnitte im Microklima-Bereich
  • Wir gestalten nicht gemäß der Meso-Dimensionen

 

Aktivität, Temperatur und andere Fakten

Der 2. große Fehler zur Haltung im Terrarium sind Unkenntnisse zur Morphologie und daraus resultierende Bedürfnisse der Eublepharis macularius, die wir bereit stellen müssen.

  • Eublepharis macularis sind dämmerungs- und nachtaktiv. Sie meiden helles Sonnenlicht und damit auch die extreme Wärme am Tag sehr konsequent. 
  • In der Natur ziehen sich Eublepharis macularis in Nagergänge, unter Steine, Felsspalten, Höhlen und tief in Wurzelgeflecht zurück, wo es angenehm temperiert und feucht ist. Es wäre leicht so etwas selbst einmal zu prüfen. Wir wenden einen Stein, schauen darunter und werden erstaunt sein, wie kalt und feucht es dort ist. Wir stecken einen Messfühler tief in ein Wurzelgeflächt oder dem Gang von Wühlmäusen. Unsere Messungen werden sich nicht mit dem decken, was wir an der Oberfläche antreffen. 
  • Die Haut der Leopardgeckos erscheint uns robust, jedoch ist sie recht sensibel. Sie bietet dem Leopardgecko keinen Schutz vor Verdunstung durch große Hitze und mangelnder Feuchtigkeit, wären sie tagaktiv. Daher suchen sie die Feuchtigkeit unter Steine, Nagergänge, Wurzeln. Eine Wetbox im Terrarium ist zum Teil richtig, würde der Leopardgecko sich mit dem ganzen Körper sozusagen eingraben, was er jedoch nicht tut.  

Der größte Fehler ist, die Werte, die in Klimatabellen aus dem Verbreitungsgebiet angezeigt werden, ins Terrarium zu übertragen. 

  • Das Terrarium ist ein sehr begrenzter Kasten, dort hinein die Werte aus den Klimatabellen zu übernehmen, ist ein Irrweg. Im Terrarium können sich die Tiere kein kühles Versteck suchen.
  • Reptilien sind wechselwarm und regeln die Körpertemperatur ähnlich der Umgebungstemperatur. Finden Leopardgeckos anhaltend hohe Werte, kann das sehr gefährlich werden.
  • Liegen die Temperaturen langfristig hoch, wird oft berichtet, dass die Leopardgeckos auch am Tag eine hohe Aktivität zeigen, was jedoch nur den Stress belegt.
  • Der Stoffwechsel von Leopardgeckos, die anhaltend ihre Vorzugstemperatur (VT) geboten bekommen, läuft ganztags auf Höchsttouren. Man nimmt diesen Tieren ihre mögliche lange Lebenszeit, da man sie schlicht verheizt. 

Wir müssen uns mit Aktivitätstemperaturen (AT) befassen.

  • Die Aktivitätstemperaturen (AT) ist der Temperaturbereich indem der Leopradgecko aktiv ist.
  • Der Aktivitätsbereich umfasst die Nahrungsaufnahme, Koten, Paarung und Thermoregulation.
  • Die Aktivitätstemperatur umfasst im Gegensatz zur Vorzugstemperatur einen weiten Temperaturbereich im Aktionsraum, dem Terrarium.
  • Der Aktionsraum muss zwangsläufig alle Bedürfnisse innerhalb der Actionszeit erfüllen. 
  • Die Aktionszeit liegt beim Leopardgecko in der Dämmerung bis weit in die Nacht.

Wir müssen uns mit Vorzugstemperaturen (VT) befassen.

  • Die Vorzugstemperaturen (VT) ist der Wärmegrad, der eine Zeit lang zur optimalen Thermoregulierung der günstigste ist.
  • Diese Vorzugstemperaturen können im Terrarium durch einen Spotstrahler auf einem Stein oder Wurzel ausgerichtet sein. So aufgeheizte Gegenstände können je nach Material und Materialstärke lange die Wärme speichern, auch wenn es längst kein Licht mehr gibt.
  • Die Vorzugstemperaturen (VT) sollte also im Gegensatz zur AT im Terrarium nur lokal vorhanden sein.

Sonnenuntergang in der Steppe, Beginn der "Blauen Stunde" 

  • Beginn der Aktivitätszeit für dämmerungs- und nachtaktiven Arten.
  • Wenn die Sonne tief steht gibt es UVB so gut wie garnicht!
  • Die Natur ist unser Lehrer, was hier genau heißt, wir müssen zur Aktivitätszeit, der Dämmerung und Nacht, keine UV-Beleuchtung anbieten.
  • Am Tag ziehen sich Eublepharis macularius vor genau diesem Licht zurück

 

Fazit:

Für Eublepharis macularius sollte man die Aktivitätstemperaturen (AT) am Tag niedrig halten. Man sollte das Terrarium nicht überbeleuchten oder beheizen, da sie in der Natur Licht und Hitze meiden würden.

  • Meine Vorgaben liegen für meine Leopradgeckos, ich betone von Eublepharis macularius zu reden, in einem Temperaturbereich zwischen 21 und 28°C
  • Für diese Werte genügt bei mir eine einfache Leuchtstoffröhre plus Raumtemperatur.
  • Zum späten Nachmittag schalte ich einen PAR-Halogen-Spot dazu. Dieser wärmt eine darunter liegende Wurzel auf.
  • Es gibt auch einen Heizstein als Dach einer Höhle, der einen Stein von der Sonne aufgeheizt simuliert.
  • Diese Vorzugstemperatur (VT) sollte nicht mehr als 35°C betragen. 
  • Der Bodengrund sollte mit tiefliegenden feuchten Bereichen, gut strukturiert sein und ist absolut NICHT zu vernachlässigen. Die Tiere können sehr wohl oberhalb des Bodengrundes, als auch tief in z.B. Tonröhren und Steinspalten wählen. 
  • Flacher fester Bodengrund oder gar Fliesen sind strikt zu verurteilen. Das gilt auch für sonstige Praktiken mit Holzspänen oder ähnlichem Material.
  • Absolut wichtig ist eine immer gefüllte Wasserschale. 
  • Eine Rückwand aus Quetschspalten halte ich für absolut unnötig und den Grundbedürfnissen der Leopardgeckos nicht dienlich.
  • Eine Einzelhaltung ist problemlos möglich aber nicht nötig, wie ständig behauptet. Es ist nicht alles richtig, nur weil es viele im Internet behaupten. Es ist leider so, dass Falschmeldungen in der Überzahl sind, als fachlich logische Erfahrungsberichte. 
  • Eine UV-Beleuchtung ganztags gibt es bei mir nicht, da diese Leuchtmittel die Tiere stressen. Es ist ihre Ruhezeit in Spalten und Gänge mit gemäßigter Temperatur. Ich sehe keine Notwendigkeit meinen Tieren diese passive Zeit zu stören. 
  • Ich bin der Überzeugung, dass die angeblich vielen Sandfresser gleichfalls der falschen Haltung geschuldet sind. Ein Stoffwechsel, der ständig auf Höchsttouren läuft, wird Mangel leiden. Dazu kommen viele andere Fehler, wie fehlende WR, zu zeitig verpaart, zu früh zur Eiablage gezwungen, zu wenig vom Muttertier an die kommenden Jungtiere weitergegeben. 

 

 

Ich hoffe mit dieser Arbeit einiges der Fehlinformationen durch nachprüfbare Fakten widerlegt zu haben.

Gruß Esther

Literatur

Elliott N. Carman, Gary W. Ferguson, William H. Gehrmann, Tai C. Chen, and Michael F. Holick "Photobiosynthetic Opportunity and Ability for UV-B Generated Vitamin D Synthesis in Free-Living House Geckos (Hemidactylus turcicus) and Texas Spiny Lizards (Sceloporus olivaceous)," Copeia 2000(1), 245-250, (1 January 2000