Prinzipiell wird man in meinen Dateien vergeblich Ratschläge zu Diagnostik und gar Behandlung suchen. Ich lehne es ab einem Anfänger dazu anzuleiten, denn wir haben reptilienkundige Tierärzte, die immer unsere 1. Ansprechpartner sein sollten. Von Praktiken einer Seite "Reptiliendoktor" distanziere ich mich und möchte jedem Anfänger raten, derartige Ratschläge kritisch zu prüfen.
Diagnostik – Kotuntersuchung
Warum Diagnostik bei einem neu erworbenen Tier?
Quarantäne muss bei einem neu erworbenen Tier durchgeführt werden. Dies ist notwendig um den schon bestehenden Bestand nicht durch eingeschleppte Krankheiten zu gefährden. Die einfachste Methode ist auf den 1. Kot im Quarantänebecken zu warten um sich einen Überblick zu verschaffen. Bringt das Tier äußere Verletzungen mit, zeigt es langanhaltende Nahrungsverweigerung oder bestehen andere Unklarheiten, so sollte nicht nur der Kot untersucht werden. In diesen Fällen ist eine umfangreichere Diagnostik von einem fachkundigen Tierarzt nötig.
Warum Diagnostik bei einem schon bestehenden Bestand?
Wie erfolgt eine Diagnostik zur Winterruhe?
Wie verfährt man mit einer Kotprobe?
Wie wird eine Kotprobe transportiert oder versendet?
Interview mit Vet. André Schneider zur Kotuntersuchungen
Kleintierpraxis von Katrin & André Schneider
Die Fragen wurden von Esther Laue per Mail gestellt.
Sollte Kot über mehrere Tage gesammelt werden (Sammelkot) und wenn ja wie lagern?
Sammelkot ist nur bei Tieren, die täglich Kot absetzen, von Vorteil, bzw. nur bei einigen Untersuchungsmethoden bzw. Parasiten, ansonsten lieber mehrere Kotproben einzeln frisch untersuchen lassen.
Sollte es frischer Kot sein?
Ob frischer Kot nötig ist, hängt von dem Untersuchungsziel ab. Der Kot sollte daher, wenn möglich, am selben Tag versendet bzw. untersucht werden. Trocknet er zwischenzeitlich aus, können einige Einzeller nicht mehr nachgewiesen werden.
Wie erfolgt der Transport oder Versand bis zur Untersuchung?
Der Transport per Post reicht. Lagerzeiten von wenigen Stunden verschlechtern nicht relevant die Untersuchungsergebnisse, wenn der Kot nicht austrocknet.
Tipp: Kleinste Kotmengen am besten in Silberfolie (Alufolie) mit einem Tropfen Wasser einfalten und so vor Austrocknung schützen.
Wann muss zwecks Kotuntersuchung das Tier direkt dem Tierarzt vorgestellt werden?
Nur wenn man den Verdacht auf eine Einzeller-Befall (Infestation) hat und auch ein Kloakenabstrich nützlich sein kann oder eine Darmspülung zur Gewinnung von Darminhalt unbedingt nötig ist. Die meisten Routinefragen können warten, bis der Kotabsatz spontan erfolgt.
Warum ist die Kotuntersuchung effektiver, wenn sie auf dem kürzesten Weg zum Tierarzt gebracht wird, als auf dem Postweg zu einem Institut?
Der Nachweis von Einzellern ist einfacher, da die Tiere in frischem, bis zum Eintreffen beim Tierarzt, gekühltem Kot beweglich sind. Prinzipiell ist das Versenden in ein spezialisiertes Labor aber kein schlechterer Weg als zum reptilienkundigen Tierarzt direkt. Der Tierarzt kann anhand der vorliegenden Fragestellung besser entscheiden, welche Untersuchungsverfahren nötig sind, während das Labor, falls es ungenaue Angaben erhält, womöglich nur routinemäßig untersucht, ohne Patient und Fragestellung zu kennen.
Persönliche Bemerkung:
Herrn Schneider danke ich herzlich für die Information.
Literatur
KÖHLER, Gunther (1996): Krankheiten der Amphibien und Reptilien, Ulmer Verlag, Stuttgart
LAUE, ESTHER (2007): Die Chinesische Bergagame Japalura splendida Vivaria-Verlag
METLICK, MARTIN (2009): Mikroskopische Untersuchungen von (Kot) Proben auf Parasiten, Unterlagen zum Vortrag vom 28.02.2010
NIETZKE, Günther (1998): Die Terrarientiere 1, S. 171-187. Ulmer Verlag, Stuttgart
SCHNELLER, Paul und PANTCHEV; Nikola (2008): Parasitologie bei Schlangen, Echsen und Schildkröten, Handbuch für die Reptilienhaltung, Chimaira, Frankfurt am Main
Esther Laue