Notiz
Nach 21 Jahren Leben mit Pogona vitticeps verstarb am 28.01.2016 mein 20 Jahre altes Männchen. Es hat den Weg aus der WR nicht geschafft. Ein kurzes Erwachen nach dem aktuellen Temperaturanstieg, er begrüßte noch einmal die Sonne.
Gestern schlief er ein und wird in seiner Freianlage begraben.
Sein Weibchen starb im Alter von 17 Jahren.
Systematik
Klasse: Reptilien (Reptilia)
Ordnung: Schuppenkriechtiere (Squamata)
Unterordnung: Echsen (Sauria)
Familie: Agamen (Agamidae)
Gattung: Pogona
Art: vitticeps
Trivialname: Streifenkopf Bartagame
Schutzstatus: keinen
Verbreitung und Lebensraum
Das Verbreitungsgebiet der Pogona vitticeps erstreckt sich über Teile des Northern Territory, Queensland, Victoria, New South Wales und South Australia.
Ihr Lebensraum besteht zumeist aus einer trockenen und kargen Savanne, mit Grassteppen, trockenen Büschen und minimalem Baumbestand. Der Lehm- und Steinboden ist hart und eignet sich zum graben. Er weist an der Oberfläche tiefe Risse auf, kann mit Nagerbauten versehen sein, in denen es in der Tiefe Feuchtigkeit gibt.
Beschreibung
Pogona vitticeps zeigt sich in Weiß bis Grau, Braun bis Orange Farbtönen. Blickt man auf den Kopf, so erscheint dieser in abgeflachter Dreiecksform.
Den Trivialnamen Bartagame erhielt diese Spezies wegen ihrer Fähigkeit die Kehlfalte als schwarzen Bart zu präsentieren. Große stachelig erscheinende Schuppen unterstreichen dies.
Adulte Tiere weisen eine KRL von ca. 25 cm und einer GL von 50-60 cm auf. Die heutigen Nachzuchten sind oftmals deutlich kleiner.
Alter
Pogona vitticeps können bei guter Haltung ca. 20 Jahre alt werden. Mir persönlich ist derzeit ein Männchen mit 18 Jahren bekannt.
Mein Weibchen lebte 17 Jahre und mein Männchen 20 Jahre in meinem Bestand.
Terrarium (LxBxH cm)
Die vorgeschriebenen Mindestanforderungen eines Steppenterrariums für Pogona vitticeps lehne ich entschieden ab, sie verleitet die Tiere vom Grundsatz schon falsch zu halten. Diese Mindestvorgaben sind längst überholt und werden darum von mir auch nicht erwähnt. Gleichfalls führt der Begriff Wüstenterrarium in die Irre und zu Fehlplanung -> siehe Verbreitung und Lebensraum.
Ich empfehle für 1-2 Tiere ein Terrarium von 200 x 80x 100, größere Terrarien können gern angeboten werden, kleiner würde ich keinesfalls denken.
Einrichtung
Pogona vitticeps sind Steppenbewohner, zum Teil mit Vorlieben für höher gelegene Aussichtspunkte. Im Terrarium werden Plattformen an der Rückwand, Wurzeln, Äste und Steine genutzt. Die korrekte Absicherung ist zu gewährleisten. Flächen unter Strahlern simulieren natürlich aufgeheizte Steine. Im Schatten unterhalb dieser Flächen kann das Tier gemäß seiner Thermoregulation agieren.
Bodengrund
Das Terrarium ist gerade im Bereich des Bodengrundes vor Feuchtigkeit zu schützen. Hier hat sich eine starke Teichfolie bewährt. Diese schützt nicht nur vor Feuchtigkeit, nein auch beim Graben werden die Zehen der Bartagame nicht wund.
Ein grabfähiges Sand-Lehm-Gemisch (1 Teil Lehm: 5-10 Teile Sand), wird ca. 15-45 cm hoch eingebracht. Als Sand für dieses Gemisch kann gewöhnlicher Spielkastensand aus dem Baumarkt verwendet werden. Unterhalb von sehr hohen Sandformationen sollte eine Drainage die tiefen Bereiche leicht feucht halten. Hier können mittels Kork auch Höhlen, ähnlich den Nagerbauten, angelegt werden. Diese Stellen werden gern als Schlafplätzte aufgesucht oder dienen zur Eiablage. In diesen tiefen feuchteren Bereichen kann das Tier seine Haut mit dem nötigen Nass versorgen, es kann auch wiederum kurzeitig gemäß seiner Thermoregulation agieren.
Pflanzen
Pogona vitticeps benötigen nicht zwingend Pflanzen, um sie als Rückzug zu nutzen. Mittels geeigneter „Pflanzen“ kann die Trockensteppe nachgestaltet werden, was das Auge optisch anspricht. Die Agamen haben keine Wertschätzung solcher Dekoration gegenüber, sie nutzen diese als Liegeflächen, auch um zu koten oder sie versuchen dort zu fressen. Hin und wieder Pflanzschalen mit Kräutern bereichern den Speiseplan. Vor Giftpflanzen ist zu warnen, auch Sukkulente, die abrechen können, sind zu meiden.
Ausstattung
Im Terrarium sollten ausreichend unterschiedliche Sonnenplätze und Klettermöglichkeiten angeboten werden. Je besser strukturiert, desto vielseitiger ist der Bewegungsradius gegeben. Auch die Fläche der großen Frontscheiben kann mittels eines starken Asts eine weitere Aktivität bieten.
Es sollte eine Trinkschale mit frischem Wasser bereit stehen, eine Badeschale hat im Terrarium der Bartagame keine Daseinsberechtigung.
Weiter wichtig sind Schalen für Grünfutter und zur freien Verfügung Kalzium (Sepialschale oder Muschelgrit)
Beleuchtung
Pogona vitticeps sind heliophile Tiere. Das heißt, all ihre Körperfunktionen sind auf ein ausgesprochen helles Lichtspektrum ausgelegt. Je besser wir dies im Terrarium anbieten können, je gesünder bleibt das Tier und zeigt ein artgerechtes Verhalten. Das bedeutet allerdings, dass die korrekte Pflege der Bartagame ein sehr teures Hobby ist.
Beleuchtungsbeispiel für ein Terrarium von 200x80x100 (LxBxH)
Grundbeleuchtung:
Wärmestrahler:
Temperatur
Spätestens jetzt sollte erkannt werden, dass keinem Tier mit einer GL von 50cm ein klein bemessenes Terrarium bereit gestellt werden kann. Es ist weder der hohe Bodengrund, noch das Temperaturgefälle und auch nicht der notwendige Abstand zu den Leuchtmitteln zu realisieren.
Luftfeuchte
Ernährung
Pogona vitticeps ist eine omnivore Spezies, was heißt, sie ernährt sich sowohl als auch von tierischer, als auch vegetarischer Kost. Dennoch Vorsicht mit dem Schlaraffenland im Terrarium!
Praxis:
Lebendfutter
Eine große Auswahl an verschiedenen Insektenarten steht hierbei zur Verfügung.
Grünfutter
Supplementierung
Vitamin- und ein Mineral-Präparat gehören gleichfalls zur optimalen Haltung der Bartagamen. Man sollte das Tier wiegen und jeweils auf sein Gewicht abgestimmt dosieren.
Siehe FAQ Supplementierung unter Grundlagen
Verhalten
Pogona vitticeps ist eine Agamenart, die sich als besonders ausdauernd bei Fehler erwiesen hat. Das hat ihr den Ruf eines Einsteigertieres verschafft. Das heißt lediglich, dass sie ausdauernd misshandelt werden kann und dies erst mit dem Ableben quittiert, wenn irreversible Schäden auch vom Anfänger nicht mehr zu übersehen sind.
Der Tagesablauf besteht zwischen sonnen und abkühlen, was man Thermoregulation nennt. Viele Stunden am Tag ist die Bartagame ein Ansitzjäger, was auch ihrem natürlichen Verhalten im Habitat entspricht. Grünfutter wird aktiv gesucht, auf Insekten wird gewartet, um sie dann durch kurze Aktionen zu jagen.
Anzahl von Tieren in einem Terrarium
Geschlechtsbestimmung
Die Männchen zeigen ausgeprägte Femoralporen und Hemipenistaschen .
Winterruhe
Anfang September sollte der Kot auf Parasiten untersucht werden. Bei einem möglichen Befund bleibt so ca. 2 Monate Zeit für eine notwendige Behandlung, bevor die Winterruhe eingeleitet wird. Man kann die WR aktiv einleiten, indem man die Beleuchtungsdauer im Terrarium kürzt, was gleichzeitig die Temperaturen senkt. In dieser Zeit stellt man auch die Fütterung ein. Es sollte jedoch zum Mittag noch hohe Werte angeboten werden, damit das Tier korrekt verdauen und koten kann. Die Agamen werden inaktiv und ziehen sich in Höhlen zurück. Nun kann man das Tier an einen kühlen ruhigen Ort bringen und bei Temperaturen um die 12°C etwa 3 Monate überwintern. Die Winterruhe im Terrarium, bei Raumtemperatur und evtl. hoher Frequentierung durch den Menschen, hat nichts mit dem Sinn der (Winter-)Ruhe zu tun.
Zucht
Die Nachzucht der Pogona vitticeps ist für jeden Anfänger zu realisieren, was die Art zu einem Massenprodukt verkommen ließ. Ich werde aus diesem Grund nicht auf eine Inkubation und Aufzucht eingehen.
Eine weibliche Bartagame kann in einem Jahr ca. 5 Gelege mit mehr als 180 Eiern produzieren. Dies veranschaulicht die Fehlhaltung in menschlicher Obhut. In freier Wildbahn würde diese Massenproduktion den schnellen Tod des Weibchens und deren zu spät geschlüpfter Nachkommen bedeuten.
Anmerkung: diese Erläuterungen gelten gleichfalls für die kleinere Spezies Pogona henrylawsoni. Nur weil sie kleiner ist, verleitet das oft, ihr recht kleine Terrarien bereit zu stellen. Man vergisst dabei, dass diese Spezies gleichfalls aus der australischen Steppe stammt. Gegenüber den großen Arten der Gattung Pogona ist die Zwergbartagame wesentlich agiler, zeigt also viel mehr Aktivität, bekommt sie die Möglichkeit dazu.
Literatur
Bücher
Artikel
Pdf Dateien
Sonstige Literatur
Studie, die besagt, dass man temperaturabhängige Geschlechtsdetermination (TGD) bzw. temperature dependent sex determination (TSD speziell bei Pogona praktizieren kann
es ist prinzipiell immer angeraten selbst zu lesen, bevor man eine Ansage blind glaubt.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6173690/?fbclid=IwAR3z6rS5TmN4-U43ocWTj0E_v1ESlz2icyHbShibHeKgib5tIBXvuNKMkRM
Das Thema in Deutsch
https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article143546540/Warum-Hitze-aus-Maennchen-Weibchen-macht.html
Zur Haltung ist im FAQ schon alles gesagt.
Meiner Meinung nach werden Pogona-Arten immer zu trocken gehalten. Dazu verleitet der Begriff Wüste, was irreführend ist. Ihr Lebensraum ist die Steppe, da wo es Pflanzen gibt, ist Verdunstungsfeuchtigkeit und Bodenfeuchtigkeit vorhanden.
Ich fasse mich daher kurz und erläutere mittels Bilder.
besagt nichts weiter, als dass mittels perforiertem Schlauch Feuchtigkeit zur untersten Bodenschicht geführt wird.
In dieser Bildfolge wird es grafisch und stilistisch dargestellt.
Weitere Bilder zeigen den Bau einer Höhle, wo es darunter feucht sein kann, darüber eine getrocknete Pflanze als Kletterbaum angeboten wird.
Blick ins Terrarium
alles hatte seine Zeit, auch meine Art zu bauen wird man im Wandel der Jahre sehen.